Psychotherapieformen, die in der Praxis angeboten werden

Bei diesen auf der Psychoanalyse basierenden Verfahren hat der Psychotherapeut die Aufgabe sich möglichst neutral und abstinent auf die Mitteilungen des Patienten einzustellen, um deren bislang unbewusste Bedeutungen in den Dialog einzuführen. Dadurch werden Bewusstseinsprozesse in Gang gesetzt, die zur Klärung der Ursachen von Konflikten beitragen. Sobald der bislang unbewusste Konflikt sowohl intellektuell als auch affektiv geklärt ist und sich eine neue Lösungsmöglichkeit ergibt, verschwindet das Symptom. Dies führt zu einer Rückbildung der bestehenden Symptomatik. Da die Konfliktfähigkeit erhöht wird, wird der Patient in die Lage versetzt seine Probleme direkt in der aktuellen Situation selbständig zu lösen.

Von beiden Seiten ist gegenüber dem Ziel, einen möglichst freimütigen und prinzipiell unkomplizierten Dialog zu führen, mit einem Widerstand zu rechnen, der zum Ziel hat, tabuisierte und schwer erträgliche Erlebnisinhalte und Vorstellungen aus dem Gespräch auszugrenzen. Diese verdrängten Erlebnisinhalte des Patienten werden durch Deutungen sprachfähig und damit dem Bewusstsein zugänglich gemacht; dadurch wird die Entscheidungsfreiheit und Handlungsfähigkeit des Patienten erweitert.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie betrachtet aktuelle Probleme und Störungen als Ausdruck von Konflikten und Traumatisierungen, die in der frühen Kindheit erlebt und unzureichend verarbeitet wurden. Viele seelische Phänomene laufen unbewusst ab und sind von großer Bedeutung für die körperliche und seelische Gesundheit bzw. Krankheit.

In der Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird von einem oder mehreren begrenzten aktuellen Konflikten ausgegangen, sie hat zum Ziel intrapsychische Konflikte zu lösen. Die hierbei erlebten Gefühle werden aufgearbeitet und werden in Bezug zu wichtigen frühen Erlebnissen und Beziehungsmustern gestellt. Durch das damit verbundene Wiedererleben von alten und oft verdrängten Gefühlen wird eine neue und bewusste Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen möglich gemacht. Dadurch verändert sich der Umgang mit den aktuellen Problemen in günstiger Weise.

In der Regel findet eine Sitzung pro Woche im Sitzen statt. Der Gesamtbehandlungsumfang, der von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen erstattet wird, beträgt 80 – max. 100 Sitzungen

Psychoanalyse

Psychoanalyse hat zum Ziel intrapsychische Konflikte zu lösen. Ungelöste innere Konflikte führen zu Symptomen. Diese zeigen sich als Verhaltensauffälligkeit, körperliche Störung oder Erkrankung.

Die analytische Psychotherapie ist durch eine definierte Rollenverteilung zwischen Patient und dem Analytiker, im Sinne der Grundregel und der Abstinenzregel definiert (Freud 1912). Der Patient ist gehalten, alles zu äußern, was ihn beschäftigt und ihm gerade einfällt, ohne Rücksicht darauf, ob es wichtig, unangenehm, peinlich oder beschämend ist. Dies und die Deutung von Träumen eröffnet den Zugang zum Unbewussten.

In der Regel finden 3-4 Sitzungen pro Woche im Liegen auf der Couch statt. Der Gesamtbehandlungsumfang, der von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen erstattet wird, beträgt 240 – max. 300 Sitzungen

Gruppentherapie

In der Tiefenpsychologisch fundierten Gruppentherapie werden Konflikte, die im Umgang miteinander entstehen, erfasst und bearbeitet. Dadurch werden Bewusstseinsprozesse in Gang gesetzt, die zur Klärung der Ursachen von Konflikten beitragen. Sobald der bislang unbewusste Konflikt sowohl intellektuell als auch affektiv geklärt ist und sich eine neue Lösungsmöglichkeit ergibt, verschwindet das Symptom. Dies führt zu einer Rückbildung der bestehenden Symptomatik.

Da die Konfliktfähigkeit erhöht wird, wird der Patient in die Lage versetzt seine Probleme direkt in der aktuellen Situation selbständig zu lösen. Der Therapeut hat die Aufgabe bei der Lösung der Probleme in der Gruppe zu helfen. Diese positive Erfahrung in der Gruppe soll im Laufe der Behandlung auf das Alltagsleben übertragen werden. Die guten Erfahrungen sind die Basis für weitere gute Erfahrungen und erhöhen die Konfliktfähigkeit.

Paartherapie

Die aus der Romantik und der christlichen Tradition entstandene ideale Vorstellung einer lebenslangen Paarbeziehung kollidiert in der heutigen Zeit mit der Realität von autonomen und finanziell unabhängigen Männern und Frauen. Dies gilt auch für homosexuelle Beziehungen. Die Paarbeziehung hat keine identitätsstiftende Bedeutung mehr und auch die materielle Existenz der Frau ist nicht, wie im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, vom Ehemann abhängig. So werden Paarbeziehungen immer mehr hinterfragt und eine Trennung ist oft eine reale Alternative, die auch sozial mittlerweile anerkannt ist. Auf der emotionalen Ebene ist eine Trennung aber immer noch mit Verlust und Trauer verbunden.

Wenn sich zwei Menschen für eine dauerhafte Paarbildung entscheiden, können sie in Schwierigkeiten miteinander geraten, die mit Funktionseinstellungen beider Partner verbunden sind. Jede Partnerschaft und insbesondere jede Familie ist nicht nur von ersehnter Liebe und Zufriedenheit erfüllt, sondern auch von Schwierigkeiten, Belastungen und Krisen. Diese beanspruchen uns immer wieder bis zur Grenze der Belastbarkeit. Sie überfordern uns und führen immer wieder zum Scheitern.

Manchmal kommt das Gefühl auf, zu stark aneinander gebunden zu sein. Die Erwartung, einander in allem alles bedeuten zu müssen, kann nicht erfüllt werden. Das Zugestehen von Freiheiten und auch kleinen persönlichen Geheimnissen, die zur Identitätssicherung notwendig sind, sind schwierig, aber wichtig. Vielleicht empfinden Partner gegenseitige Behinderung in der persönlichen Entfaltung und Verlust der Eigenständigkeit und Differenzierung. Oder man fühlt sich dem Ideal der freien Beziehung emanzipierter Partner nicht genug gewachsen und nicht in der Lage, die gewünschte uneingeschränkte Selbstverwirklichung und Lebendigkeit der unverpflichteten Liebe zu erreichen. Vielleicht bekommt mancher das Gefühl, dass die Liebe erstickt. Oder stellt man sich die Frage nach der Lebenserfüllung, nach dem Glück und der Befriedigung im Paar- oder Familienleben und scheitert beim Beantworten. Diese Zustände können zu Gefühlen der inneren Leere, tiefen Resignation und der Sinnlosigkeit der Beziehung, oder sogar des eigenen Lebens führen. Manche bekommen das Gefühl, das Leben in einer Zuschauerrolle zu verbringen oder verbracht zu haben. Wenn das eigene Selbstbild und die eigene Identität vom anderen nicht bestätigt wird, führt dies zu Enttäuschung, Kränkung und Ärger.

So gilt es in einer Paartherapie, die Identitäten der Partner herauszuarbeiten, damit diese sich besser verstehen und annehmen können, mit Berücksichtigung der Toleranzgrenzen. Paartherapie beginnt als“ Einzeltherapie in Anwesenheit des Partners“. So kann im Rahmen der Paartherapie jeder sich selbst darstellen, um dann in den Dialog mit dem Partner treten zu können.

In der Paartherapie wird das spannungsgeladene Wechselspiel zweier Partner untersucht und ein Verständnis für Paarkonflikte und für das zum Teil unbewusste Zusammenspiel der Partner erzielt. Das hilft, eine Wahrnehmungsklarheit zu bekommen, die Positionen des „eigenen Selbst“ und des „gemeinsamen Selbst“ deutlicher zu realisieren und bewusster wichtige Lebensentscheidungen zu treffen.

Familientherapie

Familientherapie ist eine systemische Therapie. Hier wird das System Familie bearbeitet. Diese Behandlungsform ist nur sinnvoll, wenn alle Familienmitglieder teilnehmen. Nur so kann eine Klärung und Veränderung herbeigeführt werden. In der Regel gibt es einen Symptomträger, der leidet oder unter dem die anderen leiden.

In der Familientherapie werden meist in 5-25 Sitzungen die Probleme und Konflikte geklärt, um dann Veränderungen herbeizuführen oder auch längerfristige Behandlungen einzelner Mitglieder einzuleiten. Auch werden wie oben beschrieben Bewusstseinsprozesse gefördert und damit Konflikte einer Klärung zugeführt.