Psychotherapie

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich für die Behandlung von psychischen, psychosozialen oder psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Sie besteht gleichberechtigt neben anderen Heilverfahren, wie z. B. der medizinischen oder der klinisch-psychologischen Behandlung. Die Ausübung der Psychotherapie ist durch das deutsche Psychotherapeutengesetz geregelt.

Im Zentrum stehen das Gespräch und der Austausch zwischen PsychotherapeutIn und PatientIn. Je nach psychotherapeutischer Methode kann dieser Austausch durch Übungen und andere Interventionen unterstützt und gefördert werden.

Wie und wodurch wirkt Psychotherapie und wie verläuft sie?

Psychotherapie kann kurativ (heilend), palliativ (lindernd), gesundheitsfördernd, präventiv (vorbeugend) und persönlichkeitsentwickelnd wirken. Belegte Wirkfaktoren sind therapeutische Beziehung, einfühlendes Verstehen, emotionale Annahme und Stütze durch den/ die PsychotherapeutIn. In der Psychotherapeutischen Behandlung wird Unbewusstes bewusst. Durch die Förderung des emotionalen Ausdrucks und Einsicht in eigene Anteile von Konflikten wird die kommunikative Kompetenz, Selbstregulation und Beziehungsfähigkeit verbessert. Wichtig sind die Erarbeitung von Lernmöglichkeiten, Lernprozessen und positiven Zukunftsperspektiven. Sehr entscheidend sind auch die Förderung eines positiven, persönlichen Wertebezuges sowie die Entwicklung tragfähiger sozialer Netzwerke und Erfahrungen der Zusammengehörigkeit.

In der Regel verläuft Psychotherapie folgendermaßen: der/ die PatientIn beschreibt in einem Erstkontakt die Beschwerden; dabei sollten auch seine/ ihre Erwartungen und Motivationen besprochen werden. Danach erfolgen die therapeutischen Interventionen, unter Einbeziehung des Umfelds und der Lebensgeschichte des/ der PatientIn. In einer gemeinsamen Reflexion zwischen PatientIn und TherapeutIn wird das zuvor Bearbeitete integriert, nur so ist es möglich Widersprüchliches zu akzeptieren. Die Erkenntnisse, Erfahrungen und Einsichten aus der Behandlung sind dann in den Alltag zu übertragen und zu üben. In der Abschlussphase ist die Trennung von TherapeutIn vorzubereiten und die dazugehörigen Themen zu besprechen.

Wann wird Psychotherapie durchgeführt?

  • Bei psychischen Störungen oder psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen aller Altersgruppen: Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, posttraumatischen Stresszuständen, Suchtproblemen, Verhaltensstörungen, Sexualstörungen, Schulversagen, Ängsten (Phobien, Panikattacken), Lernstörungen, Dissozialität, Ablösungs- Trennungs- und Verlustproblematiken und ihren somatischen und psychischen Folgen.
  • Bei Störungen und Erkrankungen in Folge allgemeiner Lebens- bzw. Veränderungskrisen, in denen der/ die PatientIn das Gefühl hat, damit alleine nicht mehr zurechtzukommen.
  • Für die Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden.
  • Unterstützend bei einer medikamentösen Behandlung.

Worauf sollten Sie bei Beginn einer Psychotherapie achten?

Es wird empfohlen, sich vor Beginn der Therapie über die verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren zu informieren (siehe Broschüre des Gesundheitsministeriums, Homepage des Bundesverbandes für Psychotherapie bzw. Netzwerk Psychosomatik). Der Beginn einer Psychotherapie soll auf die freie Entscheidung des/ der PatientIn hin erfolgen. Er/ sie soll das Gefühl haben, dem/ der TherapeutIn vertrauen zu können.

Das psychotherapeutische Verfahren sollte mit seinen Methoden, Techniken und Rahmenbedingungen von dem/ der PatientIn gut annehmbar sein. Zu Beginn der Therapie hat der/ die PsychotherapeutIn mit dem/ der PatientIn in einem partnerschaftlichen Übereinkommen auszuhandeln, warum Psychotherapie in Anspruch genommen wird, welche Ziele im Rahmen der Therapie erreicht werden sollen und woran der Therapieerfolg nach Abschluss der Behandlung gemessen werden soll. Ein von PatientIn mitgestalteter Therapieprozess hat sich für die Gesundung als hilfreich erwiesen.